M(ein) Plädoyer für den Weißdorn

Zu Anfang muss ich euch etwas gestehen: Mein Haus hat mein komplettes Baubudget gefressen, keinen Cent hatte ich für die Gestaltung des Gartens übrig. Kein GaLa-Bauer hat meinen Garten je betreten, das meiste was in meinem Garten grünt, kommt aus dem aufgelösten Garten meiner Eltern, die kurz nach meinem Einzug umgezogen sind und jetzt einen kleineren Garten haben. Auch die Gartenhütte ist zusammengezimmert aus dem Holz, das beim Hausbau übrig geblieben ist und der alten Gartenhütte meiner Eltern. Mein weißer Zaun ebenso.

Die Idee des Cottagegartens hatte ich ja schon vor Baubeginn im Kopf: er ist bunt, nicht zu aufgeräumt (passt so gar nicht zu mir), ohne viel verdichtete Flächen (meine Wege sind aus Kies oder alten Ziegelsteinen), voller heimischer Pflanzen und vor allem bienen- und insektenfreundlich! Ich möchte Rosenbögen und einen Apfelbaum, einen Küchengarten und versteckte Sitzplätze. Einen Apfelbaum habe ich vor zwei Jahren gepflanzt, der Küchengarten folgt demnächst und alles weitere muss wachsen bzw. angeschafft werden.

Das Essentielle am Cottagegarten ist die Einfriedung, der Rahmen. Da ich mir eine typische Steinmauer nicht leisten kann, machte ich mich auf die Suche nach einer stilechten Alternative. Eiben sind typisch, aber alles an der immergrünen Hecke ist giftig und da wir hier oft kleine Kinder im Garten haben, schied sie aus. Außerdem kosten 30 Meter Eibenhecke schnell mal mehrere hundert bis fast 1000 Euro….

Da ich gerne und fast ausschließlich heimische Pflanzen für meinen Garten wähle, war schnell klar, dass es der eingriffelige Weißdorn (Crataegus monogyna) werden würde. Wer mal im Mai in England war, sieht weiße Blütenmeere an den Straßenrändern und die Luft riecht nach Honig, das ist Weißdorn. Wurzelnackt kostete mich die Hecke auf einer Länge von etwa 30 Metern ca. 150 Euro. Im Februar vor zwei Jahren gepflanzt, ist sie schon richtig schnell gewachsen und hat im letzten Jahr sogar geblüht und im Herbst die typischen roten Beeren getragen.

 

Beide Bilder sind (noch) nicht von meiner Hecke, aber so wird sie mal aussehen. Im Moment sieht sie so aus:

IMG_0131

Damit sie von unten her dichter wächst und undurchlässig wird, habe ich sie im Oktober ziemlich radikal gestutzt. So ein Schnitt macht dem Weißdorn nichts aus, er treibt danach zuverlässig wieder aus. Im letzten Sommer sah sie so aus:

Akost_Bernd3

Ich habe zum Nachbarn bzw. zur Straße gut einen Meter Platz gelassen, damit sich die Hecke ausbreiten kann und nicht zu streng geschnitten werden muss. Das kann man natürlich auch, sieht dann so aus:

IMG_0134

Am letzten Bild sieht man, wie undurchdringlich die Hecke einmal werden wird. Das war auch der Grund, warum der Weißdorn so gerne als Hecke gewählt wurde: Tiere kamen weder hinein, noch hinaus. Mein Vater erzählte mir, dass viele Bauern in Ostfriesland die Hecke als Einfriedung für die Kuhweiden genutzt haben. Die Dornen sorgen auch dafür, dass gerne Vögel im Weißdorn nisten, weil sie dort sicher vor Katzen und anderen Jägern sind. Vögel schätzen auch die Beeren im Spätsommer und die vielen weißen Blüten, die ab Mai blühen, sind ein wahrer Schatz für Bienen und andere Insekten.

Der Weißdorn ist außerdem eine Heilpflanze: Ein Tee aus Blüten, Blättern und Früchten stärkt das Herz und soll bei Liebeskummer und Nervosität helfen.

Auf http://www.kraeuterweisheiten.de/weissdorn.html habe ich folgenden Satz gefunden: „Bildlich gesprochen ist die Wirkung des Weißdorns wie ein Liebesbrief an das Herz! Er umfängt es liebevoll und nimmt es schützend in seine Hände.“ Na, wenn das kein Argument für den Weißdorn ist 😉 Im Aberglauben soll der Weißdorn übrigens das Böse vom Haus und seinen Bewohnern fern halten. Noch ein Pluspunkt, wie ich finde.

Aber es gibt auch ein paar negative Punkte, die man beachten sollte: Die Hecke gehört zu den Rosengewächsen und ist sehr dornig! Das Schneiden der Hecke kann schon zu schmerzhaften Begegnungen mit den Dornen führen. Handschuhe und gutes Schuhwerk sind ein Muss, denn die Dornen durchbohren die Gummisohlen von Crocs oder Gummistiefeln leicht. Wie alle Rosengewächse ist der Weißdorn ein Tiefwurzler, darum habe ich ihn nur vor und nicht hinter dem Haus, denn da liegen ja meine Erdwärmekollektoren… Außerdem braucht so eine Hecke viel Platz um sich zu entfalten, wer es schön geschnitten und formell liebt, muss oft auf die weißen Blütenrispen verzichten.

 

 

5 Kommentare Gib deinen ab

  1. Manu sagt:

    jaaaa! Weißdorn ist ein wunderbares Gewächs!!!
    leider habe ich noch keinen im Garten, aber auf meiner Wuschliste steht er schon längst (auch wegen dem tollen Duft im Frühjahr)
    dein Garten wird toll!!!
    liebe Grüße
    Manu

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  2. familienheim sagt:

    Ich glaube du hast mich angesteckt. Jetzt muss ich nur noch schauen, wo der Weißdorn hinkommt 😀

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  3. Das sieht doch schon alles super aus, Heike!! Hier könnte ich mich auch wohlfühlen!!

  4. Ileana Kaiser sagt:

    Hallo,
    mich würde mal interessieren wie die Hecke jetzt nach den ersten Jahren aussieht, da wir auch vorhaben, mit Weißdorn einzugrenzen. Wäre ganz toll, wenn du mal ein aktuelles Foto zeigen könntest, damit man sich das besser vorstellen kann. Wir liegen direkt an einer Straße und es darf daher nicht sehr „ausufern“. Reicht der 1 m Abstand deiner Erfahrung nach wirklich? Und wann / wie oft schneidest du?
    Über eine Rückmeldung würde ich mich wirklich sehr freuen!

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    1. Heike sagt:

      Liebe Ileana,
      das finde ich toll – Weißdorn wäre auch immer noch meine erste Wahl! Bei mir reicht ein Meter Abstand, aber ich schneide die Hecke auch ein- bis zweimal im Jahr. Einmal im Juni (da nehme ich nur ein paar zu sehr ausufernde Äste weg) und der Winterschnitt erfolgt dann Ende Oktober, also kommende Woche. Ich mache gerne einmal ein paar Vorher-Nacher-Bilder und stelle sie hier ein. Aktuell halte ich die Hecke auf ca. 1,70 Meter. Diese Maße erreicht sie übrigens sehr schnell. Damit sie dicht verzweigt wird und im Winter dadurch irgendwann auch ein wenig Sichtschutz bietet, schneide ich sie regelmässig auf dieses Maß runter.
      Liebe Grüße, Heike

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