Seit ich 16 bin lebe ich in der Stadt. Nur meine Kindheit und einen Teil meiner Jugend habe ich auf dem Dorf verbracht und ich war froh, als wir im Jahr 1990 endlich in die Stadt gezogen sind. 15 km waren es bis zur nächsten Stadt, die Busfahrt in die Schule dauerte 45 Minuten. Täglich fuhr ein Bus in die Stadt, das war der Schulbus, der uns nach der Schule nach Hause brachte und dann direkt zurück in die Stadt fuhr. Was für ein Gefühl, nun endlich in die Schule laufen zu können, sich nachmittags spontan mit den Freundinnen in der Stadt treffen zu können. Das war für mich der Inbegriff der Freiheit!
Und jetzt… Noch in diesem Jahr werde ich wohl wieder Dorfbewohnerin. Das Dorf ist genauer gesagt ein Ortsteil unserer Stadt und hat fast 2000 Einwohner, aber es ist ein Dorf. Als ich heute Abend den Informationsabend für die Eltern der neuen Kursstufenschülerinnen abhielt, wurde ich von einem Vater, der dort wohnt bereits als neue Nachbarin begrüßt. Offensichtlich hat es sich herumgesprochen, dass Frau Westermann nun bald ein Teil der Dorfgemeinschaft werden wird. Dauert bei 2000 Einwohnern vermutlich auch nicht lang. Gestern beim Spaziergang wurde mir bewusst, dass ich wahrscheinlich den Rest meines Lebens dort verbringen und vermutlich auch auf dem Dorffriedhof meine letzte Ruhe finden würde.
Meine Kinder (fast 13 und fast 10 und auch schon fast im „Stadt-Alter“) freuen sich auf das Dorfleben, auch wenn der Kinobesuch dann besser geplant werden muss. Es sind aber auch nur 5 km bis in die Stadt, gut mit dem Fahrrad zu erreichen und wir werden ja täglich in der Stadt sein, weil unsere Schulen dort sind. So sehe ich das Dorf nun eher als Rückzugsort, unser Haus als ruhigen Hafen. Tief in mir habe ich den Wunsch nach Ruhe und Frieden schon lange gespürt, nur ahnte ich nicht, dass er sich so erfüllen sollte. Der Kreis schließt sich, in Griesheim.
Gute Nacht, Eure Heike
PS. Liebe Elena, alles Gute zum Geburtstag – es ist gleich 22 Uhr und viel zu spät, Dich anzurufen, aber wir haben an Dich gedacht und melden uns morgen!